Die letzten paar Wochen war wenig los auf dem Blog. Das lag daran, dass wir für fünf Wochen auf einer Weinplantage in Martinborough gearbeitet haben.
Martinborough ist eine kleine beschauliche Stadt 65km östlich von Wellington. Sie liegt zusammen mit den Städten Masterton, Greytown und Featherston in einem Valley umgeben von Großen Bergen. So lässt sich grundsätzlich nie das Wetter bestimmen, da zum Teil die Wolken durch die Berge ausgebremst, festgehalten oder umgeleited werden. Martinborough ist auf der Nordinsel bekannt für die hervorragenden Weingüter und die traditionellen Feste. So gibt es an so gut wie jedem Wochenende ein Fest in Martinborough. Wir hatten zum Beispiel ein Klassiker-Treffen mit haufenweise Musclecars und 20er-Jahre Autos, einen Jahrmarkt mit gutem Essen und typischen Ramschständen, und ein Jazzfestival (welches wir jedoch verpasst haben).

Schon der erste Eindruck hat uns von der Stadt überzeugt und die Sorgen der letzten Wochen verblasten. Die Stadt erinnert stark an Westernfilme und so steht als Beispiel noch das Hotel von 17hundert-irgendwas, welches, wie alle Gebäude, aus Holz errichtet wurde und die typischen Umrisse einer Westerntaverne besitzt. Highlight ist auch die öffentliche Toilette, welche per Touch zu bedienen ist und Jazz Musik beim Geschäft spielt haha.
Jedoch ist die Stadt nur recht klein und zum Einkaufen nicht geeignet, als Tagesziel für betuchte Weingenießer nahezu perfekt. Die Stadt wird uns positiv in Erinnerung bleiben und ist als Stopover für ein Eis absolut zu empfehlen.
Auf der Craggy Range haben wir für eine Contract Firma gearbeitet. Es gab verschiedenste Arbeiten zu erledigen. Am Anfang mussten wir Leaf Plucking machen, zu Deutsch Blätter Pflücken. Das war mit Abstand die anstrengenste Arbeit. Dauerhaft in einer gebückten Haltung mussten wir im Akkord Tempo die Blätter aus den Pflanzen rausreißen. Und natürlich nicht irgendwie, sondern wir hatten genaue Anforderungen was, wie, wo, wieviel rauszureißen war. Sobald wir schlampig gearbeitet haben durften wir nochmal durch die Reihe gehen. Bezahlt wurden wir pro bearbeitete Pflanze, es hat sich also jeder besonders angestrengt um möglichst viel zu verdienen. Wer zu langsam war wurde gekündigt. Wir hatten also neben der körperlichen Anstrengung auch noch die ganze Zeit den mentalen Druck, nicht zu langsam zu arbeiten.

Nach zwei Wochen hat zu unserem Glück die Leaf Plucking Season aufgehört und wir haben nun Fruit Dropping gemacht. Das bedeutet, dass wir an jeder Pflanze bestimmte Weintrauben-Cluster abschneiden mussten, sodass die Weintrauben drum herum genug Platz haben zu wachsen. Das war sehr entspannt, da wir mehr oder weniger aufrecht gehen konnten und pro Stunde bezahlt wurden. Der Druck, möglichst schnell zu arbeiten, war also weg 🙂

Der dritte und letzte Job war es, Netzte an den Pflanzen zu befestigen, sodass die Vögel nicht an die Trauben kommen und diese so in Ruhe wachsen können. Das war auch relativ easy, weil wir aufrecht gehen konnten.

Die Arbeitszeiten wurden mit der Zeit auch immer humaner. Als wir angefangen haben zu arbeiten, mussten wir noch 5:30 Uhr bei der Arbeit antanzen. Dadurch dass die Tage wieder begonnen haben kürzer zu werden, wurde der Start immer wieder verzögert, und die letzte Woche mussten wir erst 6:30 Uhr anfangen zu Arbeiten.
Gelebt haben wir während dieser Zeit bei einem alten Ehepaar, die selbst ein kleines Stück Weingut besitzen und eine Wein Verkostung betreiben. Mark und Susan hatten vor einiger Zeit einen Argentinier zu Gast, der mit ihnen arbeitete und auch einige kleine Einrichtungen gebaut hat. Wir hatten dank ihm eine kleine Küche, zwei Toiletten und eine Dusche, die wir benutzen konnten. Geschlafen haben wir wie immer im Auto.


Wir waren die ersten Backpacker, die bei Mark und Susan gelebt haben, seitdem der Argentinier das Weingut verlassen hat. So profitierten wir ein wenig davon, dass sie noch keine Erfahrung hatten, welche Kosten entstehen und wie viel die Unterkunft kosten sollte. So haben wir als Beispiel mehr Internet und Wasserkosten entwickelt als wir für die Unterkunft bezahlt haben, Ups XD. Im Gegenzug haben wir Mark Verbesserungsvorschläge gegeben und ihm einen realistischen Preis für die Unterkunft vorgeschlagen. Außerdem haben wir Mark bei der Bespannung der Netze auf seinem Weingut geholfen, wofür wir auch bezahlt wurden 🙂

Eine stätig begleitende Sorge war die Zukunft unseres alten Autos, da wir weder wussten, ob, wo, oder wann wir es reparieren, ob es überhaupt eine Zukunft für das Auto gibt und wo wir ein neues Auto finden würden. Abschließend gibt es zu berichten, dass unser altes Auto nicht zu reparieren war und ein neues Zuhause in den Emiraten findet. Ich glaube so schnell werden wir Honeybee nicht vergessen. Den freien Platz nimmt jetzt ein Daihatsu Delta Wagon von 2000 ein.

Einen Namen haben wir noch nicht, aber eines steht fest: Dieser Van ist im Gegensatz zum Alten ein riesen Upgrade! Hier ein paar Daten für die Technik begeisterten: Baujahr 2000, 2L Hubraum, Automatik, ABS, Airbags, Klimaanlage (Automatik) und HEIZUNG… Alle diese Daten sind entweder Verbesserungen oder neue Features, die wir davor nicht hatten. Einen weiteren großen Vorteil hatte es noch, dass wir bei Mark gewohnt haben: Er hat eine Scheune voller Werkzeuge und endlos viel Holz, das wir alles verwenden durften. Der neue Van war noch nicht umgebaut. Wir haben insgesamt zwei Tage gebraucht um den alten Van auszumisten und das Bett im neuen Van zu bauen. Glücklicherweise konnten wir große Teile des Bettgestelles aus dem alten in den neuen Van übernehmen, was uns viel Arbeit erspart hat.





Den alten Van konnten wir für 300$ noch verkaufen. Wahrscheinlich kommt er nach Dubai. So schön die Arbeit und Unterkunft auch waren, machten erst die anderen Backpacker und Mitmenschen die Zeit zu einer so tollen Erfahrung. Und wie schon bei dem letzten Job, haben wir auch dieses Mal tolle Leute kennengelernt 🙂 Die Herkunft der Leute hat sich mal wieder bei über 50% der Kollegen auf Deutschland beschränkt, wobei es sich im Laufe der Zeit etwas mehr in Richtung Frankreich verschoben hat. Da die meisten anderen Backpacker auf einem etwas weiter entfernten Campingplatz gelebt haben und wir bei dem alten Ehepaar auf dem Weingut lebten, waren wir nach der Arbeit immer nur unter uns, weshalb bei der Arbeit mehr gesprochen werden musste ;). Als man sich dann schon näher kannte, haben wir uns auch Abends ein paar Mal mit den anderen getroffen und was getrunken, gegessen und geredet. Es ist immer wieder spannend zu erfahren wo Andere so herkommen, warum sie in Neuseeland sind, was sie schon gesehen haben oder noch sehen wollen. Der Gesprächsstoff geht einem eigentlich nie aus 🙂

Irgendwann kommt man allerdings an den Punkt, wo man weiter reisen möchte und Abschied von der Arbeitet nimmt. Deswegen hieß es Abschied nehmen. Zuerst als die anderen uns verlassen haben um weiter zu reisen, und später dann als wir endlich genug Geld hatten um selber aufzubrechen. Das war schon schade, aber die Nummern haben wir natürlich ausgetauscht und ein Wiedersehen ist auch schon vereinbart 🙂
